Film-Realitäten reloaded 1

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Willkommen! Dies ist der erste Teil einer Reihe von Channelings, die ich im Jahre 2007 mit meinem Höheren Selbst über das Thema „Film-Realitäten“ machte. Ich hatte damals gerade erst angefangen zu channeln und liebte es, mein Höheres Selbst mit allen möglichen Fragen zu löchern. Zu der Zeit war ich gerade frisch verliebt und befand mich die meiste Zeit über in blühenden Phantasien, wie der Angeschwärmte und ich uns in die Arme sinken und einander ewige Liebe schwören würden … was natürlich der Präsenz im Hier & Jetzt nicht gerade förderlich war.  Aus dieser meiner unseligen Angewohnheit entspannen sich die folgenden Gespräche über Meditation und wie man es schafft, aus den Gedankenfilmen draußen zu bleiben … was dann zu längeren Ausführungen über die Realität als Film führte.

Viel Spaß damit! Ich hoffe, du schaffst es, immer zu merken, wenn du dich im falschen Film befindet, und dann rigoros den Aus-Knopf zu betätigen!

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Meditation:

Im Hier & Jetzt präsent sein

(…) es wäre sehr von Nutzen, die Fähigkeit zu trainieren (amüsiert), wahrzunehmen, was es wirklich ist, was du da machst und was dabei abläuft.

Ja, toll. Und wie mache ich das?

Ja. Regelmäßige Meditation wäre zum Beispiel eine Methode. Und das machst du dann genau wie bei H. [Meditationslehrer], nämlich einfach nur beobachten. Und die Beobach­tung, wenn du einfach rein auf der physischen Ebene anfängst erstmal, auch wenn es dir vielleicht zu­erst banal erscheint, aber einfach zu beobachten, ob jetzt dein klei­ner Zeh zuckt oder dein Auge zuckt oder dir die Nase juckt oder sonstwas, ja? Wenn du bei einer neutralen Beobachterhaltung bleibst, dann wird diese Beobach­tung sich vertiefen, und dann wirst du mehr und mehr wahrnehmen können. Und je nachdem, wie es dir gelingt, bei dem Beobachten zu bleiben und nicht in Gedanken abzudriften, könnte es relativ schnell sich vertiefen. Also probier es einfach mal aus. Einfach sitzen und beobachten, weiter gar nichts. Du kannst auch deinen Atem beob­achten, aber praktischer ist es ei­gentlich wirk­lich, zu sitzen und zu gucken, was in dei­ne Wahrnehmung tritt. Und du brauchst auch nicht vorher einen Wahrnehmungska­nal auszuwählen, du könntest aber auch beschließen, wahrzunehmen, wann Kanalwech­sel auftreten, und ob da vielleicht ein Muster sich zeigt.

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Schwierigkeiten bei der Meditation:

Filme drehen im Kopf

Also ich stelle halt fest bei dem Meditieren, daß es halt doch unglaublich schwer ist, nicht in die Gedanken abzudriften bzw. daß das irgendwie so einen Sog entwickelt. Und auf einmal ist man wieder drinne und hat überhaupt nicht bemerkt, wie es pas­siert ist. Und es fällt sehr schwer, – also das ist fast wie eine Droge -, es ist schwer, von dem wegzu­gehen und zu sagen, man geht wieder zur reinen Beobachtung zurück. Vielleicht so ein bißchen wie C. mit dem Fernsehen. Und jetzt wollte ich mal fra­gen, warum das so ist. Also was da dran ist so toll, daß ich das immer wieder mache und immer wieder reinzie­hen lasse und daß es mir so schwer fällt, wieder damit auf­zuhören?

Es ist in gewisser Hinsicht tatsächlich wie eine Droge, denn es ist eine Möglichkeit, sich in eine Welt zurückzuziehen, die man ganz selbst erschaffen hat, im Geist selbst erschaffen hat. Es ist natürlich so, daß du alles, was du um dich herum siehst – auch deine Körper­empfindungen, auch die Natur um dich herum, du erschaffst das alles. Aber in dieser Hin­sicht ist es noch einmal eine Welt in der Welt, wo dann auch alles genauso reagiert, wie du dir das so vorstellst. Das heißt, es ist eine Welt, in der man über das, was passiert, die totale Kontrolle hat, und das ist in der normalen Welt nicht so. Wenn du da irgendwas sagst, kannst du nicht damit rechnen, daß der andere so reagiert, wie du das dem vor­gibst, wenn du jetzt, sagen wir mal, einen inneren Film oder eine innere Szene ablaufen läßt.

Das heißt, es ist schon so: Du machst dir einen Film, in dem alles genau so sich abspielt, wie du dir das vorstellst, wie ein Regisseur. Bei einem echten Regisseur, der versucht na­türlich auch, seine Vision umzusetzen, aber er weiß genau, daß nicht im­mer al­les sich so umsetzen läßt, wie er sich das gedacht hat – vielleicht, weil es dazu Spezialeffekte braucht, die nicht zur Verfügung stehen, oder weil er nicht die ideale Besetzung für be­stimmte Rollen finden kann, oder weil das Wetter nicht mit­spielt, die Tech­nik nicht mit­spielt, bestimmte Orte nicht zugänglich sind und was sonst der Dinge mehr sind, die halt eben verhindern, daß man das genauso umsetzen kann, wie man das sich gedacht hatte.

Das heißt, der muß auch, wenn er merkt, das geht jetzt so nicht, umdisponieren. Wäh­rend, wenn du einen Film in deinem Kopf machst, kannst du alles 100% so ha­ben, wie du dir das denkst. Und das ist natürlich die Verführungskraft dieser Szenari­en, daß du halt eben alles genauso haben kannst, wie du es auch willst. Das einzige ist halt nur: Erstens kommt es selten so, wie man sich das gedacht hat, und zweitens sind dann ja auch posi­tive Überraschungen, etwas, das du in deinem Geist zum ge­genwärtigen Zeitpunkt noch nicht erfassen kannst, das ist ja dann auch nicht mehr da drin enthalten. Und drittens ist es natürlich auch so, daß, wenn du nur das zuläßt, was du dir innerhalb einer bestimmten engen Konzeption halt eben vorstellen kannst, begrenzt du dich ja selbst, begrenzt du das, was passieren kann, und es ist auch eine subtile Ablehnung dessen, was halt so ist.

Das heißt, du könntest dir einerseits vorstellen, was jemand sagen könnte, oder du kannst aber auch erspüren, wie er wirklich denkt, was er wirklich vielleicht sagen würde. Und das sind zwei vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen. Das eine ist das, was du wünschst, und das andere ist das, was ist. Das eine ist eine Visualisie­rung des Gewünschten, was aber oftmals viel begrenzter ist als das, was du tatsäch­lich manifestieren könntest, wenn du dich einfach mehr für die Gegebenheiten öff­nest. Und das an­dere ist eine Bejahung von dem, was jetzt da ist, und das einfach an­zunehmen und wahrzu­nehmen.

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Die Realität ist spannender als Jeder Film

Okay, also du meinst, das ist so eine Art Kontrollsucht. Das heißt, wenn ich jetzt ein­fach nur wahrnehme, kommen Dinge, die ich nicht kontrollieren kann, und deswegen gehe ich lieber in ein Szenario, wo alles genau so abläuft, wie ich das denke.

Das ist ein Teil davon. Und dann ist es halt auch so, daß ja natürlich innere Filme im­mer den Eindruck erwecken, viel spannender zu sein als das, was du um dich herum wahr­nehmen kannst. Dem ist aber nicht so. Das ist allerdings am Anfang sehr schwer zu mer­ken, weil natürlich bunte Bilder – wenn du jetzt ins Kino gehst, sind die bunten Bilder auf der Kinoleinwand unendlich viel spannender, als wenn du jetzt nur siehst, da ist ein Raum mit einem Haufen Stühle und eine Leinwand, eine leere, und ein Projektor.

Naja, das ist doch aber auch so, oder? Ich meine, wenn du einen spannenden Film hast, das ist doch interessanter, als sich einen Haufen Stuhlreihen anzugucken.

(lacht) Ja, genau! Daraus beziehen ja genau diese Gedankenspiele ihre Anziehungskraft, daß du das denkst. (lacht) Nur der Unterschied ist halt der: Der Stuhl, in dem Sinne, ist echt, und der Film ist nur eine Projektion. Und deswegen könntest du von ei­ner anderen Warte aus durchaus sagen, daß der Stuhl viel spannender ist, denn der hat Substanz, und der Film, das sind halt nur Bilder. Und es ist halt eben zur Zeit noch so, daß du das noch nicht so ganz einsehen kannst, weil für dich ein Stuhl ein­fach nicht so spannend erstmal wirkt. Wenn du dich aber mit dem verbinden könntest und dafür of­fen werden könntest, für das, was der wirklich ist, statt dem, was du mit deinem Willen erzeugst, was da sein soll, dann könntest du recht spannende Entde­ckungen machen.

Bloß dazu bedarf es eines gewissen Durchhaltevermögens, daß man halt eben wirklich immer wieder am Anfang sagt: „Ich kehre aus dem Gedankenfilm zurück in meine jetzige Realität, in meine Präsenz im Hier und Jetzt, und ich beobachte, was passiert.“ Und es ist ja jetzt so: Sagen wir mal, du sitzt im Kino, und deine Aufmerksamkeit ist von ei­nem Film total gefesselt – dann würdest du nicht unbedingt sofort merken, wenn in die­sem Kino, sagen wir mal, ein Feuer ausbricht. Du würdest nicht merken, ob der Typ ne­ben dir dich interessiert betrachtet. Du würdest nicht merken, was um dich her­um pas­siert, weil du so gebannt auf die Leinwand starrst. So ein Zustand kann natür­lich auch seine Vorzü­ge manchmal haben, wenn man wirklich total fokus­siert ist auf die eine Sa­che. Aber du bemerkst dann einfach nicht mehr, was um dich herum vor sich geht.

Und wenn du dir jetzt immer wieder ins Gedächtnis rufst, daß du das Beobachten übst, damit du im Hier und Jetzt sein kannst, damit du im Hier und Jetzt wahrnehmen und handeln kannst – wenn du das jetzt übst, wenn du hier zuhause sitzt, dann ist vielleicht das, was deiner Wahrnehmung sich zeigt, erstmal banal, nicht so spannend – wobei das immer der Kritiker ist, der das sagt, nicht? Aber es ist ja auch nicht span­nend, Liegestützen zu machen. Aber du machst es für einen Zweck, nämlich daß dei­ne Arme gekräftigt werden. Und wenn du dann deine Liegestützen immer brav ge­macht hast, sind deine Arme irgendwann so stark, daß du dann auch schwerere Sa­chen heben kannst zum Beispiel, oder Klimmzüge machen kannst, oder vielleicht auch auf eine Klettertour in den Bergen gehen kannst, weil das deinen Körper jetzt nicht mehr überfordert.

Und genauso, wenn du das Präsentsein übst, dann sind das natürlich erstmal nur so Troc­kenübungen. Aber wenn du in einer ruhigen Situation zuhause im Hier und Jetzt präsent sein kannst über, sagen wir mal, einen Zeitraum von wenigstens zehn, fünfzehn Minu­ten, der sich natürlich dann auch noch erweitern kann, je mehr du das halt eben trai­nierst, dann ist es dir auch, wenn du draußen bist und eine Situation ist, die nicht so übersichtlich ist, wo viele Sachen gleichzeitig ablaufen, auf die du achten mußt oder die sich deiner Wahrnehmung aufdrängen können im gleichen Moment, ist es für dich leich­ter, diesen Beobachter einzuschalten und auch da präsent zu sein und zu fühlen: Was ist jetzt gerade wichtig? Was nehme ich gerade wahr? Was nehme ich in mir wahr? Was nehme ich um mich herum wahr?

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Filme im Kopf verhindern die klare Wahrnehmung

Wenn du dich aber gewohnheitsmäßig in die Filme reinziehen läßt, passiert folgendes: Erstens, daß du natürlich nicht mehr so viele Signale von außen oder auch innen mitkriegst. Das heißt, du kriegst nicht so viele Informationen über die Situation und wie du in der handeln könntest, wie das sonst der Fall wäre, wenn du schon diese Fähigkeit etwas trainiert hättest. Und zweitens wirst du dann auch in der Situation oftmals dir so einen Film erschaffen und den über die Situation drüberlegen. Das heißt, du nimmst nicht mehr wahr, was da ist, sondern das, was du da drauf projiziert hast, was ja dann oftmals auch Interferenzen erschaffen kann, wenn die Leute, mit denen du es zu tun hast, ir­gendwie selbst nicht bewußt genug sind, um das wahrzunehmen und das dann auch zu sagen.

Und aus allen diesen Gründen, die du dir ja auch immer noch mal ins Bewußtsein rufen kannst, ist es gut, auch wenn das zuerst mal einen recht profanen und nicht sonderlich aufregenden Eindruck macht, das wirklich zu trainieren, einfach hier zu bleiben, egal wie spannend die Filme sein mögen, die dein Geist sich da erschaffen könnte. Und so nach und nach wirst du dann aber auch merken, daß du Dinge wahrnimmst, die dann auf ein­mal vielleicht viel spannender sind als irgendein Film, den du dir ausdenken könntest. Da ist halt, sagen wir mal, eine gewisse Durststrecke zu bewältigen, bevor sich dieser Effekt einstellt.

Das heißt, du mußt einfach bei der Stange bleiben und immer wieder – egal, und wenn du auch zehn Minuten erstmal deinen Gedanken verfallen bist, irgendwann kommt der Punkt, wo du es merkst. Und dann gehst du wieder zurück in die Wahrneh­mung. Und das machst du dauernd. Und du machst es immer wieder. Und du machst es so lange, bis diese Zeiträume, wo du weg bist, kürzer werden. Und dann werden die noch kürzer. Und zu dem Zeitpunkt gibt es dann vielleicht schon einen Teil deines Geistes, der sagt: „So sehr interessieren mich diese Filme dann auch nicht. Ich möchte lieber hier sein.“ Und wenn du das hast, dann hast du sozusagen eine innere Motivation, damit weiterzumachen. Du mußt dich dann nicht mehr disziplinieren, son­dern du stellst dann fest, daß du das auch selber gar nicht mehr so doll findest mit den Filmen und den Gedanken, weil es irgendwie immer das gleiche ist. Hm? Es ist immer das gleiche! (grinst) Ist dir schon aufgefallen, nicht? Und das kann einem ja dann irgendwann auch mal ein bißchen langweilig werden, oder?

Während, wenn du im Hier und Jetzt bist, ist der Moment immer frisch und neu, und du kannst den auf eine frische und neue Weise erfahren. Und das macht auf die Dauer gesehen dann doch viel mehr Spaß, als ewig im Kino zu hocken und sich immer wie­der die gleichen Filme reinzuziehen, meinst du nicht auch?

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Meditationspraxis für jeden Tag

Okay. Also einfach die Durststrecke irgendwie durchstehen und das so lange machen, bis die Zeiträume kürzer werden.

Ja, genau. Setz dich einfach schon mal hin mit der bewußten Absicht, das so zu tun, und wenn du dann merkst, du schweifst wieder ab, dann holst du dich zurück. Und dann holst du dich wieder zurück. Und dann holst du dich wieder zurück. Bis es dir zu den Ohren rauskommt. Und es ist am Anfang gut, es auf einen überschaubaren Zeitraum zu begrenzen. Sagen wir mal, du sagst, du setzt dich wirklich hin für fünfzehn Minuten. Und nach fünfzehn Minuten brichst du ab, egal wo du dann bist. Und dann machst du wieder was anderes, und irgendwann setzt du dich wieder hin für fünfzehn Minuten. Denn sonst passiert es halt, daß sozusagen die Spannkraft des Geistes doch dann irgendwann erlahmt am Anfang, wenn die Übung noch nicht so da ist, und daß dann die Zeiträume, wo man sich verliert, eher länger werden. Das heißt, es ist schon gut, das auf einen bestimmten Zeitraum zu begrenzen. Wenn du merkst, daß es leichter geht, kannst du dann den Zeitraum länger machen. Aber am Anfang würde ich sagen, eine Viertelstunde ist genug. Und dann beobachte einfach, was passiert.

Und sich auch nicht selbst verurteilen, wenn man dann doch wieder zurückfällt, son­dern beobachten und sagen: „Okay – ich will jetzt nur beobachten. Und alles, was die­ser Absicht nicht entspricht, das halte ich jetzt draußen.“ Und dann wirst du merken, daß du auch schon mit einer ganz anderen Haltung in die Übung reingehst, wenn du vorher diese Absicht fomulierst. Und denk dran, was S. [Workshopleiter] gesagt hat: Es bedarf ei­ner Mischung aus Lockerheit und Entschlossenheit. Also wenn du zu verkrampft bist, haut es nicht hin, aber wenn du es zu sehr schleifenläßt, dann bist du auf einmal wieder in der schönsten Filmedreherei und bist halt nicht mehr bei der Sa­che. Das heißt, du brauchst ein Span­nungsverhältnis zwischen diesen beiden Geistes­zuständen. Und das kann man trainieren. Und das üben wir jetzt.

calligraphy divider goldText © Zarah Zyankali 2007, Foto © Zarah Zyankali 2015. Bitte diesen Text nur verlinken oder rebloggen, nicht an andere Orte kopieren. Danke. ❤

 

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